Wir gedenken Alex! Gestorben im März 2013 im Lager in Parchim!
Lodoe
Kamacha genannt Alex wurde am 8. März tot in seinem Zimmer im Lager in
Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) aufgefunden. Alex war vor 17 Jahren
nach Deutschland geflohen. Seine Frau und sein Sohn leben noch immer in
Kathmandu in Nepal. Zuerst lebte Alex in dem Lager Zapel
(Mecklenburg-Vorpommern) und war nun schon seit neun Jahren im Parchimer
Lager untergebracht. Im Lager selbst leben bis zum 100 Menschen. Bis zu
vier Personen müssen sich ein Zimmer teilen. Manche Flüchtlinge leben
schon viele Jahre dort und sind bis zu 20 Jahre in Deutschland.
Ursprüngliche Hoffnung ist der Erfahrung der Aussichtslosigkeit auf
Lebenszeit gewichen. Aber der Tod von Alex hat aufgerüttelt und auch die
wachsenden Proteste überall in Deutschland geben Mut. Ali Safianou
Touré, Aktivist der KARAWANE hat acht Jahre im Lager Parchim gelebt. Er
kämpft immer noch mit den Behörden des Landkreises. Er hält die Verbindung zu den FreundInnen im Lager. So durchbrach die Nachricht von Alex Tod die Isolation.
Drei Tage vor seinem Auffinden hat ihn eine Zimmernachbarin das letzte
Mal lebend gesehen. Er sah an diesem Tag sehr schlecht aus, hatte eine
graue Hautfarbe und auf die Frage, wie es ihm geht, nicht mehr
geantwortet. Alex litt schon seit langem an Depressionen. Wegen seiner
Diabetes war er auch schon mal im Krankenhaus gewesen, aber nach der
Normalisierung seiner Blutzuckerwerte wieder zurück ins Lager geschickt
worden.
Da die Freunde Alex mehrere Tage nicht gesehen hatten und
schon einen ungewöhnlichen Geruch aus dem Zimmer warnahmen, öffnete die
Lagerleitung am 8. März sein Zimmer. Es wurde noch ein Krankenwagen
gerufen und die Polizei verständigt, die drei Stunden vor Ort war, aber
mit niemanden gesprochen hat.
Freunde von Alex vermuten, dass er
vielleicht durch eine Unterzuckerung sein Bewusstsein verloren hat und
deswegen keine Hilfe mehr holen konnte. Als die Freunde die Lagerleitung
fragten, was mit Alex passiert sei, antworteten diese: „Ein Lodoe
Kamache lebt hier nicht." Eine andere Freundin wurde an die
Ausländerbehörde verwiesen. Alex hatte keine Angehörigen hier, aber
Freunde und Freundinnen – Flüchtlinge wie er, mit denen er seit Jahren
den gleichen Ort und die gleichen Erniedrigungen, Ängste und auch
Freuden und gegenseitige Hilfe teilten – ihnen wird keine Auskunft
gegeben, woran Alex starb. Warum er starb, wissen alle – 17 Jahre im
Lager in Deutschland. Alex wurde nur 45 Jahre alt.
Der Landkreis
Parchim/Ludwigslust wird beim Internationalen Flüchtlings-Tribunal gegen
die Bundesrepublik Deutschland im Juni in Berlin in Anklage stehen –
nicht nur wegen des verflossenen Lebens von Alex.
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